Die Kirche Neu Temmens und ihre Geschichte

Frühzeit und Besiedlung

Früheste Siedlungsspuren des Raums Temmen finden sich in steinzeitlichen  Megalithgräbern sowie bronzezeitlichen Funden, die aus der Zeit um 1600 v.Ch. datieren. Um 375 v. Ch. zogen die Germanen südwärts und die Wenden rückten aus dem fernen Osten ins Land.  Sie waren Fischer und Jäger und die Wald- und Seenreiche Landschaft lud sie zum Verweilen ein. Es entstand zwischen dem kleinen Krienertsee und der heutigen vorbeiführenden Templiner Landstraße die Wendensiedlung Krinkow, die erst im 15. Jahrhundert den nordischen Kriegen zum Opfer fiel.

Gründung Neu Temmens

1375 kommt der Siedlungsname „Tempne“ im Landbuch vor. Der Name kam schon aus germanischer Zeit und wurde von den Wenden umgeschrieben. Er bedeutet „Vertiefung“. Das Karolingische Landbuch gibt darüber Auskunft, dass der Landbau nur gering ausgeprägt war und das Land vorwiegend aus Bruchland und Wald bestand. Das Gut Temmen wurde über die Jahrhunderte immer wieder verkauft, vererbt, geteilt und zurückgewonnen. Der Aufbau des Rittervorwerks „Schmaler Temmen“, später Neu Temmen, erfolgte im Jahr 1740.

Das Rittergut und die Kirche

In einer Urkunde vom 28.03.1743 über die Neuaufteilung verschiedener Vorwerke wird Alexander von Arnim Neu Temmen zugeordnet. Er erbaute sich alsbald ein adliges Haus, wo er zunächst seinen Wohnsitz nahm. Sein Bedürfnis nach kirchlicher Versorgung veranlasste ihn zu einer Bitte an seinen König um die Erlaubnis zur Errichtung eines Gotteshauses. Die Erlaubnis wurde erteilt. Das hübsche kleine Fachwerkgebäude mit Ziegeldach wurde 1749 fertiggestellt, wie die Inschrift der Wetterfahne „A.v.A 1749“ bezeugt. Auch auf der noch vorhandenen gusseisernen Glocke findet sich der Name Alexander von Arnims. Alexander v.A. gab das Gut alsbald an einen Pächter Martin Falckenstein, der sich in Neu Temmen mit Dorothea Elisabeth Kelch aus Grünow verheiratete. Dorothea Elisabeth verstarb 1748 im Kindbett und wurde mit ihrem ungeborenen Kind als Erste auf dem hiesigen Friedhof, der um die Kirche angelegt wurde, begraben. Zweiseitig war der Friedhof von einer Wachholderhecke umgeben, auf der dritten Seite von einer Mauer. Ein Graben auf der vierten Seite schloss den Platz ab.

Am 4.10.1753 verstarb Alexander von Arnim in Groß Fredenwalde. Durch Erbfolge und langwierige Verhandlungen zwischen den drei Söhnen ging der Besitz Neu Temmen an den Ältesten Curt Friedrich von Arnim. Aufgrund seines Militärdienstes in den Schlesischen Kriegen konnte er erst im Jahr 1764 sein Erbe antreten. Am 20.5.1767 wurde er in der Neu Temmener Kirche mit Johanna Wilhelmine von Dargitz (1747-1829) getraut. 1766 vernichtete ein verehrendes Feuer die Hofgebäude und das Herrenhaus. Durch hohe Schuldverpflichtungen konnte Curt Friedrich das alte in Fachwerkweise erbaute Herrenhaus in seiner heutigen Form wieder aufbauen. Mit dem geliehenen Geld errichte Curt Friedrich auch das benachbarte Rittervorwerk, das er zu Ehren seiner Frau Willmine taufte. Am 26.3.1769 verkaufte Curt Friedrich, da er sich zu sehr in Schulden gestürzt hatte, sein Gut Neu Temmen an den Leutnant Heinrich Gottfried von Dargitz, der mit Maria Salome von Arnim verheiratet war. Curt Friedrich zog sich nach Willmine zurück, wo er am Heiligabend 1789 verstarb. Nun wurde das Gut schnell wieder verkauft und Verkäufer und Käufer gaben sich die Klinke in die Hand. Immer wieder wurde das Gut von einem „von Arnim“ erworben und wieder verkauft. Interessant wird es wieder im Jahr 1917. Karl Otto von Püschel verkaufte das Gut am 15.05.1917 an Carl Michalowsky, einem Banker aus Berlin.

Naturnahe Erhaltung

Carl Michalowsky gestaltete Neu Temmen als sein privates Refugium, ließ die Kirche restaurieren, sorgte für Licht und eine elektrische Heizung. Die Türen zur Kirche wurden im Jahre 1924 von einer Berliner Kunsttischlerei erneuert. Im April 1926 wurde auch der Kirchturm gerichtet. Zu diesem Zweck musste die darauf befindliche alte Kupferkugel sowie die Wetterfahne abmontiert werden. Die Kugel wies 3 Einschussstellen auf, die auf ein ziemlich altes Kaliber hinwiesen – wann und bei welcher Gelegenheit die Kugel beschossen wurde, konnte nicht festgestellt werden. Kugel und Fahne wurden repariert und wieder auf den Turm montiert. Alte Dokumente oder Gelder enthielt die Kugel nicht.

Carl Michalowsky zollte auch der Landschaft Respekt, ließ Fußwege über Wiesen und am Waldesrand anlegen und die alte Kopfsteinpflasterstraße nach Temmen mit Nussbäumen säumen. Unterhalb der kleinen Kirche wurde ein Steingarten angelegt, der sich wie zufällig in die Landschaft eingebettet darbot. Mittlerweile ist er von Holunderbüschen überwachsen und kaum noch sichtbar. Sichtbar und noch viel genutzt sind hingegen die Wanderwege, die Carl Michalowsky anlegen ließ. Über einen von ihnen, den Promenadensteig wandert man von der Kirche in Serpentinen durch den abwechslungsreichen Waldgürtel des Eichelsbergs, vorbei am Hasentanger zur Teufelsposse.

Als Michalowskys Frau Ellen 1928 starb, entstand das beeindruckende Erbbegräbnis aus Kalkstein unmittelbar neben der Kirche. An dessen Aufgang wird der Besucher von einer lebensgroßen Trauernden des Bildhauers Wilhelm Gerstel begrüßt, bei dem der bekannte Bildhauer Fritz Cremer Meisterschüler war. Gerstel hatte bis 1933 in Berlin zahlreiche Aufträge. Die Idee zu der imposanten Anlage stammt vom Architekten Franz Seeck, der 1922 auch die Familiengrabanlage Siemens auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf bei Berlin entworfen hatte.

Von der Kirche gelangt man über eine gewundene Treppe zu einem schmiedeeisernen Tor und einem Plateau, auf dem sich das Familiengrab mit schlichter Einfassung und mit einem wuchtigen Steinkreuz befindet. Eine Bank an der gemauerten Einfassung lädt zum Verweilen ein.